Männliche Fertilität – Unterschätzt und oft tabuisiert
- VitaMann
- 6. Juli
- 2 Min. Lesezeit

Was die Spermienqualität wirklich beeinflusst
Bei ungewollter Kinderlosigkeit wird häufig zuerst die Frau untersucht. Dabei ist in etwa 40% der Fälle die männliche Fertilität (mit-)verantwortlich. Dennoch bleibt das Thema oft tabuisiert und unterschätzt.
Die Fakten zur Spermienqualität
Studien aus den letzten Jahrzehnten zeigen einen besorgniserregenden Trend: Die Spermienkonzentration in westlichen Ländern ist seit 1973 um etwa 50-60% gesunken. Die Gründe sind komplex und reichen von Umweltfaktoren über Lebensstil bis zu chemischen Belastungen.
Was macht gesunde Spermien aus?
Die WHO-Referenzwerte für ein Spermiogramm:
Volumen: mindestens 1,5 ml
Spermienkonzentration: mindestens 15 Millionen pro ml
Gesamtzahl: mindestens 39 Millionen
Motilität (Beweglichkeit): mindestens 40% beweglich
Morphologie: mindestens 4% normal geformt
Die häufigsten Ursachen für eingeschränkte Fertilität
Lebensstil-Faktoren:
Rauchen reduziert die Spermienqualität um bis zu 23%
Alkoholkonsum beeinträchtigt die Spermienproduktion
Übergewicht (BMI > 30) ist mit reduzierter Spermienqualität assoziiert
Chronischer Stress erhöht Cortisol und senkt Testosteron
Umweltfaktoren:
Endokrine Disruptoren (z.B. BPA in Plastik)
Pestizide
Schwermetalle
Elektromagnetische Strahlung (umstritten, aber diskutiert)
Hitzeexposition:
Häufige Saunabesuche oder heiße Bäder
Laptop auf dem Schoß
Sitzheizung im Auto
Enge Unterwäsche
Medizinische Ursachen:
Hodenhochstand in der Kindheit
Varikozele (Krampfadern am Hoden)
Hormonelle Störungen
Genetische Faktoren
Frühere Infektionen oder Verletzungen
Was Sie für Ihre Fertilität tun können
Ernährung optimieren:
Antioxidantien: Vitamin C, E, Selen, Zink
Omega-3-Fettsäuren aus Fisch oder Algenöl
Folsäure ist nicht nur für Frauen wichtig
Ausreichend Protein und gesunde Fette
Eine Studie aus 2017 zeigte, dass Männer mit einer Ernährung reich an Fisch, Gemüse und Vollkorn signifikant bessere Spermienwerte hatten.
Lebensstil anpassen:
Nikotinstopp: Die Spermienqualität verbessert sich bereits nach 3-6 Monaten
Alkohol reduzieren: Maximal 1-2 Drinks pro Woche während der Kinderwunschphase
Normalgewicht anstreben
Regelmäßige, moderate Bewegung (Vorsicht bei extremem Ausdauersport)
Stress reduzieren
Hitze vermeiden:
Boxershorts statt enge Slips
Laptop nicht auf dem Schoß
Sauna in Maßen (nicht täglich)
Hoden sollten ca. 2-4°C kühler als die Körpertemperatur sein
Schadstoffe minimieren:
BPA-freie Trinkflaschen
Bio-Lebensmittel, wenn möglich
Auf Weichmacher in Plastik achten
Wann zur Untersuchung?
Wenn nach einem Jahr regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr keine Schwangerschaft eintritt, sollten beide Partner untersucht werden. Bei Männern über 40 oder bei bekannten Risikofaktoren kann eine frühere Abklärung sinnvoll sein.
Das Spermiogramm: Eine einfache, nicht-invasive Untersuchung, die in der Regel in einer urologischen oder Kinderwunschpraxis durchgeführt wird. Vor der Abgabe sollten 2-7 Tage Karenzzeit eingehalten werden.
Behandlungsmöglichkeiten
Je nach Ursache gibt es verschiedene Ansätze:
Lifestyle-Interventionen (oft unterschätzt, aber sehr wirksam)
Medikamentöse Therapie bei hormonellen Störungen
Operative Maßnahmen (z.B. bei Varikozele)
Assistierte Reproduktion (IUI, IVF, ICSI)
Wichtig: Die Spermienproduktion dauert etwa 74 Tage. Veränderungen im Lebensstil zeigen sich daher erst nach 3 Monaten im Spermiogramm.
Fazit: Männliche Fertilität ist beeinflussbar. Ein gesunder Lebensstil ist nicht nur für die allgemeine Gesundheit wichtig, sondern kann die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft deutlich erhöhen.
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