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Erektile Dysfunktion – Tabu-Thema mit wichtigen Botschaften

  • Autorenbild: VitaMann
    VitaMann
  • 6. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit
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Wenn der Penis nicht mitmacht: Ursachen, Lösungen und was es über Ihre Gesundheit aussagt


Erektile Dysfunktion (ED) betrifft etwa 5 Millionen Männer in Deutschland. Dennoch wird kaum darüber gesprochen. Dabei ist ED nicht nur ein sexuelles Problem, sondern oft ein Frühwarnsystem für andere Gesundheitsprobleme.

Was ist erektile Dysfunktion?

Von ED spricht man, wenn über mindestens 6 Monate hinweg in mehr als 70% der Fälle keine für den Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion erreicht oder aufrechterhalten werden kann.


Wichtig: Gelegentliche Erektionsprobleme sind normal und haben meist situative Ursachen (Stress, Müdigkeit, Alkohol). Erst das anhaltende Problem ist behandlungsbedürftig.


Die Prävalenz

  • 2-9% bei Männern unter 40

  • 20-30% bei Männern zwischen 40 und 60

  • 50-100% bei Männern über 70

Die Zahlen steigen mit dem Alter, aber ED ist keine unvermeidbare Alterserscheinung.


Körperliche Ursachen – ED als Frühwarnsystem

Eine Erektion erfordert ein komplexes Zusammenspiel von Gefäßen, Nerven und Hormonen. Störungen in diesen Systemen manifestieren sich oft zuerst als ED.


Vaskuläre Ursachen (60-70% der Fälle):

Die Penisarterien haben einen Durchmesser von nur 1-2 mm – deutlich kleiner als die Herzkranzgefäße. Deshalb können Durchblutungsstörungen sich hier zuerst bemerkbar machen.


Achtung: ED kann ein Vorbote für Herzinfarkt oder Schlaganfall sein! Studien zeigen: Männer mit ED haben ein 50-80% höheres Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse in den folgenden 5 Jahren.


Risikofaktoren:

  • Arteriosklerose

  • Bluthochdruck

  • Hohe Cholesterinwerte

  • Diabetes (3-fach erhöhtes Risiko für ED)

  • Rauchen

Hormonelle Ursachen:

  • Testosteronmangel (bei etwa 30% der ED-Patienten)

  • Schilddrüsenfunktionsstörungen

  • Erhöhtes Prolaktin

Neurologische Ursachen:

  • Bandscheibenvorfall

  • Multiple Sklerose

  • Parkinson

  • Nach Operationen im Beckenbereich

Medikamentennebenwirkungen:

Viele Medikamente können ED verursachen:

  • Blutdrucksenker (besonders Betablocker, Diuretika)

  • Antidepressiva (SSRI)

  • Magensäureblocker (Protonenpumpenhemmer)

  • Schmerzmittel (bei langfristiger Einnahme)


Psychologische Ursachen

Bei etwa 20-30% der Fälle, besonders bei jüngeren Männern, sind psychische Faktoren (mit-)verantwortlich:


  • Leistungsdruck und Versagensangst

  • Stress und Burnout

  • Depression und Angststörungen

  • Beziehungsprobleme

  • Traumatische sexuelle Erfahrungen


Oft entwickelt sich ein Teufelskreis: Eine anfangs körperlich bedingte ED führt zu Versagensängsten, die das Problem verstärken.


Moderne Behandlungsmöglichkeiten


1. Lifestyle-Interventionen (erste Wahl!):

Eine Studie aus 2018 zeigte: 40% der Männer mit ED konnten durch Lebensstiländerungen eine deutliche Verbesserung erreichen.

  • Gewichtsreduktion bei Übergewicht

  • Regelmäßige Bewegung (150 Min/Woche)

  • Mediterrane Ernährung

  • Rauchstopp

  • Alkoholreduktion

  • Stressmanagement


2. Medikamentöse Therapie:

PDE-5-Hemmer (Viagra, Cialis, Levitra):

  • Wirksamkeit bei 60-70% der Fälle

  • Wirken nur bei sexueller Stimulation

  • Unterschiedliche Wirkdauer (4-36 Stunden)

  • Verschreibungspflichtig


Wichtig: Online-Anbieter ohne ärztliche Beratung sind riskant und oft illegal. Eine kardiovaskuläre Abklärung ist vor der Einnahme wichtig.


Kontraindikationen:

  • Nitrat-Medikamente (Herzmedikamente)

  • Schwere Herzinsuffizienz

  • Kürzlicher Herzinfarkt oder Schlaganfall


3. Hormontherapie:

Bei nachgewiesenem Testosteronmangel kann eine Substitution die erektile Funktion verbessern.

4. Vakuumpumpen:

Mechanische Hilfsmittel, die durch Unterdruck Blut in den Penis ziehen. Wirksamkeit etwa 60-80%, allerdings als umständlich empfunden.

5. SKAT/MUSE:

Lokale Medikamentengabe direkt in den Penis. Hohe Wirksamkeit (70-90%), aber invasiv.

6. Psychotherapie/Sexualtherapie:

Bei psychischen Ursachen oder in Kombination mit körperlichen Behandlungen sehr wirksam.

7. Operative Verfahren:

Penisprothesen als letzte Option bei schweren Fällen. Zufriedenheitsraten bei 80-90%.


Die diagnostische Abklärung

Ein guter Arzt (Urologe oder Androloge) wird:


  • Eine ausführliche Anamnese erheben

  • Körperliche Untersuchung durchführen

  • Blutuntersuchungen veranlassen (Testosteron, Zucker, Blutfette, PSA)

  • Kardiovaskuläres Risiko bewerten

  • Bei Bedarf weitere Diagnostik (Doppler-Ultraschall, nächtliche Tumeszenzmessung)


Der Zusammenhang mit Pornografie

Neuere Studien diskutieren "Porn-induced Erectile Dysfunction" bei jungen Männern:

  • Übermäßiger Pornografiekonsum kann zu unrealistischen Erwartungen führen

  • Desensibilisierung durch Überreizung

  • Probleme in realen sexuellen Situationen

Der wissenschaftliche Konsens ist noch nicht abschließend, aber ein bewusster Umgang mit Pornografie erscheint ratsam.


ED in der Partnerschaft

Erektile Dysfunktion ist selten nur ein individuelles Problem. Die Partnerschaft leidet oft mit. Wichtig:

  • Offene Kommunikation

  • Gemeinsamer Arztbesuch

  • Fokus auf Intimität jenseits der Penetration

  • Paartherapie kann hilfreich sein


Take-Home-Messages

  1. ED ist häufig und behandelbar

  2. ED kann ein Warnsignal für kardiovaskuläre Erkrankungen sein

  3. Lifestyle-Änderungen wirken

  4. Es gibt viele Behandlungsoptionen

  5. Ein offenes Gespräch mit dem Arzt ist der erste Schritt


Fazit: Erektile Dysfunktion ist kein Schicksal und kein Zeichen mangelnder Männlichkeit. Es ist ein medizinisches Problem mit vielen Lösungen – und manchmal ein wichtiger Hinweis auf andere Gesundheitsrisiken. Wer das Problem angeht, gewinnt nicht nur sexuelle Lebensqualität zurück, sondern investiert in seine gesamte Gesundheit.

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